OWF Transformationsbarometer 2025: Viel Potenzial, aber wenig Zuversicht
Das diesjährige OWF-Transformationsbarometer zeigt ein ambivalentes Bild: Die Unternehmen sehen hohes Potenzial und mehrheitlich zufriedenstellende Geschäftsergebnisse, andererseits aber auch schwerwiegende Herausforderungen. Insgesamt blicken die Befragten mit großer Skepsis in die Zukunft.

Über das Transformationsbarometer
Für das Transformationsbarometer 2025 wurden zwischen dem 3. März und dem 26. April 2025 1.500 privatwirtschaftliche Entscheider*innen in Unternehmen in Ostdeutschland mit mindestens 10 Mitarbeitenden befragt. Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat die Studie im Auftrag der Standortinitiative Deutschland – Land der Ideen in Partnerschaft mit der Deutschen Kreditbank AG (DKB) durchgeführt.
Das Wirtschaftspotenzial Ostdeutschlands ist ungebrochen hoch, ob es ausgeschöpft werden kann, wird jedoch von vielen angezweifelt
Seit Beginn der Befragung im Jahr 2022 bescheinigen die Befragten Ostdeutschland kontinuierlich ein hohes Wirtschaftspotenzial: 56 Prozent schätzen es als groß ein, 23 Prozent davon sogar als sehr groß. Demgegenüber stehen 23 Prozent, die das Wirtschaftspotenzial für gering halten. Beide Werte sind über die vergangenen Jahre konstant. Die Erneuerbaren Energien werden als größtes Wachstumsfeld gesehen (3 %), gefolgt von Mikroelektronik (19 %) und Tourismus (18 %).
Diesen positiven Werten gegenüber steht eine deutliche Skepsis, ob sich dieses Potenzial in der Realität heben lässt. 40 Prozent der Befragten erwarten künftig in gar keiner Branche ein besonders großes Wachstum. Diese Einschätzung ist in allen Bundesländern mit Ausnahme von Brandenburg die meistgenannte Antwort; in vielen Bundesländern mit großem Abstand zur zweithäufigsten Antwort. In Thüringen ist es sogar mehr als jeder zweite, der keiner Branche ein besonders großes Wachstum zutraut. Der Abstand zur zweithäufigsten Antwort (Erneuerbare Energien) beträgt hier 29 Prozentpunkte.
Diesen positiven Werten gegenüber steht eine deutliche Skepsis, ob sich dieses Potenzial in der Realität heben lässt. 40 Prozent der Befragten erwarten künftig in gar keiner Branche ein besonders großes Wachstum. Diese Einschätzung ist in allen Bundesländern mit Ausnahme von Brandenburg die meistgenannte Antwort; in vielen Bundesländern mit großem Abstand zur zweithäufigsten Antwort. In Thüringen ist es sogar mehr als jeder zweite, der keiner Branche ein besonders großes Wachstum zutraut. Der Abstand zur zweithäufigsten Antwort (Erneuerbare Energien) beträgt hier 29 Prozentpunkte.
Wirtschaftssituation wird vielfach negativ bewertet, auch wenn die Mehrheit auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2024 zurückblicken kann
Der pessimistische Blick spiegelt sich auch in der Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation in Ostdeutschland wider: 45 Prozent halten sie für negativ. Bei Unternehmen mit 250 bis 999 Angestellten ist es sogar jeder zweite Befragte. Positiv auf die allgemeine wirtschaftliche Situation am Standort blickt insgesamt rund ein Viertel. Die größte Zufriedenheit herrscht in Brandenburg: Hier ist es jeder Dritte, die wenigsten Zufriedenen gibt es in Thüringen (19 %).
Ein beinahe gespiegeltes Bild zeigt sich bei der Frage nach der Zufriedenheit mit dem Geschäftsjahr 2024: Mehr als jeder zweite Befragte ist sehr oder eher zufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung des eigenen Unternehmens im Jahr 2024 (52 %). 30 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden. In Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten gibt es mit 64 Prozent die meisten Zufriedenen (10-249 MA: 54 %; 250-999 MA: 42 %).
Das Bild „Die Stimmung ist schlechter als die Lage“ zeigte sich bereits im Vorjahr. Die Gesamtwerte fallen ähnlich aus.

„Es ist die Aufgabe der Politik, die Bedingungen für die Wirtschaft zu verbessern, damit Wachstum möglich wird. Sie muss aber auch für Zuversicht sorgen, dass die Herausforderungen am Standort gelöst werden können, damit aus Potenzial auch Wachstum werden kann. Das Transformationsbarometer zeigt, dass die Bundesregierung genau hier noch eine gewaltige Aufgabe vor sich hat, denn ihr Vertrauensvorschuss bei den Unternehmen ist offenbar gering.“
Dr. Philipp Mehne, Geschäftsführer Deutschland – Land der Ideen
Dauer-Herausforderungen drücken die Stimmung, Wünsche an die neue Bundesregierung sind klar
Inzwischen keine Überraschung mehr: Die größte Herausforderung für die Unternehmen ist der Fachkräftemangel. Das gibt mehr als jeder zweite Befragte an – bei Unternehmen mit bis zu 249 Beschäftigen zeigt sich dieser am stärksten (58 %). Der Fachkräftemangel führt seit Beginn der Befragung im Jahr 2022 die Liste der Top-Herausforderungen an.
Auf Platz zwei und drei werden Energiepreise (34 %) sowie der Wettbewerb (27 %) genannt. Die meisten Sorgen lösen die Energiepreise bei Unternehmen in Thüringen (46 %) und Sachsen-Anhalt (42 %) aus.
Bei den Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort als Ganzes nennen die Befragten nach Fachkräftemangel und Energiepreisen die politische Radikalisierung als Standortrisiko an dritter Stelle (40 %). Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 5 Prozentpunkte angewachsen, wobei es hier deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt.
Die größten Herausforderungen für die Unternehmen spiegeln sich auch in ihren Wünschen an die Politik. Eine knappe Mehrheit der Befragten wünscht sich von der neuen Bundesregierung Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise. Mit 54 Prozent Zustimmung liegt dies auf Platz zwei der Wunschliste. Mit großem Abstand am häufigsten wird der Wunsch nach Bürokratieabbau (68 %) geäußert.
„Die diesjährigen Ergebnisse aus dem Transformationsbarometer sind alarmierend. Es müssen dringend Mittel und Wege gefunden werden, die wieder für Zuversicht und Optimismus sorgen. Das ist die wichtigste Aufgabe der neuen Bundesregierung. Die notwendigen Investitionen u.a. in Infrastruktur, Digitalisierung und Wärmewende erlauben keinen weiteren Aufschub. Es muss jetzt gelingen, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Wirtschaft einen Push erfährt und der Optimismus wieder wächst.“
Tilo Hacke, Vorstandsmitglied der Deutschen Kreditbank AG (DKB)

Skepsis gegenüber dem Wirkungsvermögen der neuen Regierung
So klar, wie die Wirtschaftsvertreter*innen ihre Wünsche an die neue Regierung benennen können, so skeptisch sind sie ihr gegenüber: 58 Prozent glauben nicht, dass es der neuen Regierung gelingen wird, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um Wachstumsimpulse für die deutsche Wirtschaft zu setzen. Nur 38 Prozent sind optimistisch.
Regional gibt es bei dieser Einschätzung große Unterschiede: In Brandenburg und Berlin blicken die Entscheider*innen deutlich positiver auf die neue Regierung. 48 Prozent beziehungsweise 47 Prozent glauben hier, dass es der Regierung gelingen wird, Wachstumsimpulse zu setzen. Die meisten Skeptiker finden sich in Thüringen (74 %).
Alle Ergebnisse können hier abgerufen werden: Transformationsbarometer 2025