VORSPRUNG 2024

Die Preisträger und Preisträgerinnen des OWF-Wirtschaftspreises wurden am 15. Mai auf einer Preisverleihung im Bundeskanzleramt mit dem OWF-Wirtschaftspreis ausgezeichnet.

Die Preisträger und Preisträgerinnen 2024

Boreal Light GmbH

Berlin (Berlin)
Gründungsjahr: 2014
Mitarbeitende: 25 (Deutschland; Stand Februar 2024)

Die Boreal Light GmbH mit Sitz in Berlin wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, weltweit einen kostengünstigen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Dazu entwickelt und produziert das Unternehmen ein einfaches und bezahlbares solares Wasseraufbereitungssystem für netzferne Gemeinden weltweit, das für jede Art von salzhaltigen und/oder verschmutzten Wasserquellen eingesetzt werden kann.

Im Jahr 2018 wurden erstmals zwei Prototypen in den Werkshallen in Berlin in Produktion genommen. Die Anlagen bestehen aus robusten, handelsüblichen Materialien, Ersatzteile können vielerorts kostengünstig beschafft und eingebaut werden. Die Anlagen werden per Fernwartung überwacht. Bis heute wurden weltweit über 250 Anlagen installiert und mehr als acht Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser, aber auch Bewässerungs-, Fischzucht- und Sanitärwasser versorgt. Die vollständige Stromversorgung durch Solarenergie und das einfache Design ergeben ein erschwingliches und dennoch fortschrittliches Wasseraufbereitungssystem für mittlere Produktionskapazitäten (1.000 l/h bis 100.000 l/h). Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr weitere 2 Millionen Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen. Lokale Mitarbeiter von Boreal Light verkaufen das Wasser vor Ort zu einem Zehntel des üblichen Marktpreises. Dadurch schafft das Unternehmen dauerhaft bis zu drei Arbeitsplätze pro Standort. Im Jahr 2024 beschäftigt das Unternehmen mehr als 300 Menschen in Afrika und Asien.

Eine weitere Erfolgsgeschichte des jungen Unternehmens sind die Gründer selbst: Ali Al-Hakim kam im Alter von zehn Jahren mit seiner Familie aus dem Irak nach Deutschland, wo er zunächst in einer Unterkunft für Geflüchtete lebte. Hamed Beheshti kam als Doktorand aus dem Iran an die Freie Universität Berlin. 2023 erhielten sie den Preis der Stadt Berlin „Vielfalt unternimmt – Berlin würdigt migrantische Unternehmen“. Der Preis würdigt Unternehmen, die von Menschen mit Migrationsgeschichte gegründet wurden.

EMH metering GmbH & Co. KG

Gallin (Mecklenburg-Vorpommern)
Gründungsjahr: 1991
Mitarbeitende: 266

Digitale Messtechnik für eine intelligente Energiewende

Die EMH metering GmbH & Co. KG mit Sitz in Gallin zählt zu den weltweit führenden Anbietern digitaler Energiemesssysteme. Mit einem Team von 300 Mitarbeitenden an Standorten in Deutschland und der Schweiz entwickelt und produziert das Unternehmen seit über 30 Jahren Stromzähler für Hoch, Mittel- und Niederspannungsnetze sowie für Haushalts-, Industrie- und Gewerbekunden.

EMH metering hat sich als Innovator in der digitalen Zählertechnik etabliert und gilt als „Hidden Champion“ der Branche. So ist das Unternehmen mit seiner zertifizierten Technologie maßgeblich an der Umsetzung des Smart-Meter-Rollouts, der flächendeckenden Einführung intelligenter Stromzähler, in Deutschland beteiligt. Das Smart Meter Gateway CASA ist eines von nur fünf für den deutschen Rollout vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zugelassenen Geräte.

Produkte wie der Hochpräzisionszähler LZQJ-XC, einer der meistverkauften Hochpräzisionszähler weltweit, und das Smart Meter Gateway CASA sind wegweisend für die Digitalisierung des Energiesystems in Deutschland und weltweit. Innovative E-Mobility-Zählern schaffen die Grundlage für eine sichere und einfache Nutzung der E-Mobilität.

Die Produkte von EMH metering sind für die Energiewende entscheidend: Die Integration von z.B. Wärmepumpen, Elektroautos, Wallboxen und Photovoltaikanlagen in die Stromnetze erfordert ein hohes Maß an Flexibilität. Mit digitaler Messtechnik und innovativen Lösungsansätzen – etwa für neue Tarifsysteme – schafft EMH metering dafür die Basis. Nachhaltigkeit spielt auch bei der Produktion eine Rolle: EMH produziert in Deutschland vor Ort in Gallin und achtet darauf, dass auch die Zulieferer möglichst aus der Region kommen.

MAXIMATOR Hydrogen GmbH

Thüringen
Gründungsjahr: 2019
Mitarbeitende: über 200

Die Maximator Hydrogen GmbH ist ein führender Anbieter von Wasserstofftechnologien und entwickelt innovative Lösungen für eine nachhaltige Mobilität. Wasserstoff wird dabei als zentrales Element betrachtet, um die Herausforderungen der Klimakrise und steigender CO2-Emissionen anzugehen. Das Patentportfolio des Unternehmens umfasst rund 700 Wasserstoff-relevante Patenten (Stand Februar 2024).

Das Unternehmen hat ein System entwickelt, um Tanks mit Wasserstoff ohne Zwischenspeicherung unter Hochdruck zu befüllen. Das Herzstück ist ein zweistufiges, hydraulisch angetriebenes Verdichterkonzept, das eine modulare Anpassung an die Bedürfnisse von kleinen Tankstellen bis hin zu Tankstellen für schwere Nutzfahrzeuge erlaubt. Mit dem Verfahren konnte Maximator Hydrogen bereits zahlreiche Innovationspreise gewinnen. Die Firma spielt eine bedeutende Rolle bei der Dekarbonisierung und arbeitet eng mit Partnern zusammen, um gemeinsame Potenziale zu nutzen.

Im Frühjahr 2023 verkündete die Stadtwirtschaft Weimar die Vergabe einer Wasserstofftankstelle an Maximator Hydrogen als Bestandteil ihres wegweisenden Verkehrsprojektes. Seit November 2023 befindet sich die hochmoderne Wasserstofftankstelle des Weimarer Stadtbusverkehrs in Betrieb und versorgt drei emissionsfreie Wasserstoffbusse. Die Inbetriebnahme stellte einen bedeutenden Meilenstein für das Modellprojekt der Stadt in Sachen zukunftsfähige Mobilität dar.

METROM Mechatronische Maschinen GmbH

Sachsen
Gründungsjahr: 2001
Mitarbeitende: 14

Die METROM Mechatronische Maschinen GmbH, 2001 als Spin-off des Fraunhofer IWU gegründet, entwickelt Pentapod-Werkzeugmaschinen, die hohe Bearbeitungsgenauigkeit und Transportfähigkeit bei geringem Gewicht und großem Arbeitsraum bieten. METROM-Maschinen können in einem Standard-Frachtcontainer (z.B. in einem Flugzeug) transportiert werden und Bauteile beliebiger Größe bearbeiten. Dabei nutzt die Maschine das Werkstück als Fundament. Auf diese Weise können METROM-Maschinen zu Großbauteilen (Gasturbinen, Reaktoren, etc.) transportiert werden und die meist deutlich über 10 Tonnen schweren und sehr großen (ggf. mehrere Meter langen) Bauteile vor Ort bearbeiten.

Ab dem Jahr 2018 wurde bei METROM die additive Fertigung integriert, um große und schwere Bauteile durch einen additiven Schweißprozess zu reparieren und in einem zweiten Bearbeitungsschritt und ohne Neupositionierung der Werkzeugmaschine die ursprüngliche Bauteilgeometrie wiederherzustellen.

Zusätzlich zur Reparaturanwendung wurden der am Fraunhofer IWU entwickelte Kunststoff 3D-Druck Extruder SEAM (Screw Extrusion Additive Manufacturing) sowie weitere drahtbasierte Metallauftragsschweißprozesse mechanisch an die Maschinenspindel adaptiert. Dies ermöglicht den 3D-Druck großer Bauteile mit den 5-Achs-Maschinen von METROM und einem automatischen Werkzeugwechsel zur Fräsbearbeitung. Damit war METROM einer der ersten Werkzeugmaschinenhersteller weltweit, der additiv und subtraktiv in einer Maschine fertigen konnte. Der Vorteil und die Innovation des Verfahrens sparen große Mengen an Material, Energie, Logistik und Zeit.

Neoscan Solutions GmbH

Sachsen-Anhalt
Gründungsjahr: 2017
Mitarbeitende: 36

Die Neoscan Solutions GmbH ist ein 2017 gegründetes Medizintechnikunternehmen, das sich auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Produkten im Bereich der Magnetresonanztomographie (MRT) spezialisiert hat. Das Portfolio des Unternehmens umfasst neben einem pädiatrischen MRT-System auch Forschungsgeräte und Einzelkomponenten wie HTS-Magnete, digitale Konsolen und MR-Software.

Neoscan konzentriert sich hauptsächlich auf drei Bereiche: die Entwicklung von Magneten für die MRT basierend auf Hochtemperatur-Supraleitern (HTS), die effiziente Integration dieser Systeme und die Schaffung neuer digitaler Zugänge zur MRT für die Anwender:innen. Neoscan ist bislang das einzige MRT-Unternehmen, das HTS-Technologie einsetzt. Es hat seine Magnetinnovation erfolgreich eingesetzt, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit Hochtemperatur-Supraleitern zu überwinden, darunter hohe Kosten, Kühlungsanforderungen und Materialinstabilität. Zudem können die Magnete aufgrund der höheren Stromdichte des Leiters im Vergleich zu konventionellen supraleitenden Magneten kompakter und leichter gebaut werden.

Eine Betriebstemperatur von 20 Kelvin (gegenüber 4 Kelvin bei konventionellen Magneten) reduziert den Stromverbrauch für die permanente Kühlung erheblich. HTS-Magnete werden konduktiv gekühlt und benötigen kein flüssiges Helium mehr als Kühlmittel. Der heliumfreie Kryostat ist nicht mehr verschweißt, sondern verschraubt, was das Öffnen des Magneten für Reparaturen und die Rückgewinnung des teuren Supraleiters am Ende des Produktlebenszyklus ermöglicht.

Neoscan ist derzeit der einzige Medizinproduktehersteller, der seine Magnete in Deutschland entwickelt und fertigt (Stand Februar 2024).

Prignitz Mikrosystemtechnik GmbH

Brandenburg
Gründungsjahr: 2001
Mitarbeitende: 99 (Stand Februar 2024)

Prignitz Mikrosystemtechnik (PMST) zählt zu den führenden Unternehmen in der Entwicklung, Herstellung und dem weltweiten Vertrieb von elektronischen Druck- und Temperaturtransmittern. Die Produkte des Unternehmens finden Anwendung in einer Vielzahl von Branchen, darunter Hydraulik, Wasserstoffbrennstofftechnologie, Medizintechnik, Öl- und Gasfördertechnik und vielen anderen.

Die Innovationskraft des Unternehmens ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung einer einzigartigen, patentierten P2P-Fertigungstechnologie, die zu den Dehnungsmessstreifen-Technologien gehört. Neu ist hierbei die Verwendung von zwei Vollbrücken, die so miteinander verbunden sind, dass unerwünschte äußere Krafteinflüsse auf das Sensorsignal (z.B. Drehmomente bei der Montage) weitgehend kompensiert werden. Auf Basis der P2P-Technologie gelingt es PMST immer besser, Produkte qualitativ hochwertiger, aber auch kostengünstiger herzustellen und durch Automatisierung und Digitalisierung noch flexibler zu werden. Für dieses Verfahren erhielt die Prignitz Mikrosystemtechnik GmbH den Innovationspreis des Landes Brandenburg sowie das BSFZ-Siegel für herausragende technologische Leistungen. Mit dem Siegel zeichnet die Bescheinigungsstelle Forschungsprämie (BSFZ) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Unternehmen aus, die mit ihren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten besondere technologische Ergebnisse erzielen.

Das 2001 gegründete Unternehmen ist weltweit tätig, mit Schwerpunkten in Europa, USA, Indien, China und Südkorea. Die Exportquote liegt bei über 65% und der Umsatz steigt von 7,4 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 12,2 Millionen Euro im Jahr 2023. Für die nächsten fünf Jahre ist ein weiteres Wachstum auf über 16 Millionen Euro geplant.

Sonderpreis Start-up:

Dryad Networks GmbH

Brandenburg
Gründungsjahr: 2020
Mitarbeitende: 49

Dryad hat ein weltweit einzigartiges System zur Früherkennung von Waldbränden mittels solarbetriebener Gassensoren entwickelt und im Jahr 2023 in den Markt eingeführt. Das System kombiniert solarbetriebene Gassensoren mit künstlicher Intelligenz, um Brände in weniger als 60 Minuten zu erkennen und über ein weitreichendes Funknetz zu melden. Diese Früherkennung ermöglicht es der Feuerwehr, rechtzeitig zum Brandherd zu gelangen und das Feuer zu löschen, bevor es außer Kontrolle gerät. Im Vergleich zu herkömmlichen Systemen können Waldbrände so wesentlich schneller erkannt und effektiver bekämpft werden.

Das von Dryad entwickelte, ebenfalls solarbetriebene IoT-Funknetzwerk nutzt ein neuartiges Maschennetzwerk, um den Sensoren ein großflächiges Funknetzwerk in Gebieten außerhalb der Reichweite herkömmlicher Mobilfunknetze zur Verfügung zu stellen. Diese Kombination von Innovationen bietet ein großes Potenzial im Bereich der Umweltdatensensorik. Dryad hat in diesem Zusammenhang 25 internationale Patente (PCT) angemeldet.

Dryad konnte im Rahmen einer 10,5 Mio. Serie A-Finanzierung im Jahr 2022 nationale und internationale (USA) Investoren gewinnen. Diese wurden in 2023 zur Finanzierung der internationalen Produkteinführung sowie der Produktentwicklung und damit zum Ausbau der internationalen Marktführerschaft eingesetzt. Im März 2024 konnten weitere €5.6 Mio. an VC-Investitionen akquiriert werden, um die Skalierung des Unternehmens weiter zu beschleunigen.

Mit seinem System adressiert das Start-up eine der drängendsten Herausforderungen der Gegenwart: den Klimawandel. Die zunehmende Häufigkeit von Dürren und die daraus resultierenden Waldbrände verstärken den Klimawandel. Waldbrände sind für etwa 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.

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